Expedition Antarktis 2019
Mit einer B 777 der Austrian Airline erreichten wir nach einem kleinen
Zwischenstop in Rio de Janeiro nach 20 Stunden Ushuaia, der südlichsten
Stadt der Welt - Fin del Muondo
MS Hamburg, unser Schiff ab Ushuaia bis Valparaiso (Total 6221 km)
Drake Passage - ein erster Tafeleisberg in Sicht
Der Tag beginnt spannend mit unserer ersten Anlandung. Die polnische Station Arctowski befindet sich auf 62°10’S und 58°28’W auf der King George Insel.
Vor dieser ersten Anlandung mit einem Zodiac mussten alle Passagiere an einer Pflichtübung teilnehmen. Sämtliche Kleidungsstücke, Rucksäcke und
Schuhe wurden mit einem Staubsauger gereinigt um ja keine Samen, Keime oder anderes Material auf die Inseln zu tragen. Zudem wurden wir
instruiert wie wir die Zodiacs besteigen und uns bei den Anlandungen zu verhalten haben. Maximal dürfen nur 50 Personen zusammen an Land.
Beim Verlassen des Schiffs und bei der Rückkehr wurden die Stiefel in einem speziellen
Definfektionsbad gereinigt. Mit einem “Schuhpariser” ging es dann in die Kabine um dort
die Stiefel zu trocknen für den nächsten Landgang.
Unser nächstes Ziel ist – innerhalb der Bransfield-Straße, südwestlich von King George Island – ein Riese von einem Tafeleisberg, den wir am späten Abend
erreichen. Genauer gesagt, es sind zwei: ein kleinerer, der – grellweiß – wunderschön in der Sonne glänzt, und ein riesiger Koloss, wie er nur in der
Antarktis möglich ist: „A57A” nennt ihn die Wissenschaft. Er misst ca. 20 x 10 km und trennte sich bereits vor 10 Jahren, 2008, vom Filchner-Rönne-
Schelfeis – von hier ca. 1700 km entfernt. Er soll in 500 m Tiefe auf dem Grund aufliegen und ca. 80 m aus dem Wasser schauen
Nach dem Mittagsessen können wir schon die Insel Deception, unseren nächsten Anlaufpunkt erkennen. Deception ist eine Vulkaninsel, deren Kraterrand an
einer Stelle aufgebrochen ist, so dass wir in die riesengroße Caldera hineinfahren können.
Der Wind bläst stark und die Wellen gehen hoch. Die enge Einfahrt ist spektakulär, denn mittendrin liegt in 2.50 Meter Tiefe ein großer Felsen. Darum muss das
Schiff sehr nah an einer steilen Felswand vorbeifahren. Dann zeigt es sich aber, dass der Wind so stark bläst, dass Anker und Ankerkette das Schiff nicht halten
würde. Darum können wir nicht ausbooten und anlanden.
Der Kapitän steuert die MS Hamburg aber noch um den ganzen Kraterrand der großen Caldera.
Heute haben wir einen ganz besonderen Tag vor uns: es geht bereits um 05:30 Uhr in der Frühe los mit den Zodiacs, da wir zwei der schönsten Stellen in der
Antarktis besuchen wollen. Zuerst steht die im Errera-Kanal gelegene Insel Cuverville auf dem Programm. Der Besuch einer grossen Kolonie von Eselspinguinen
steht auf dem Programm
Auf dem Rückweg konnten wir einen Buckelwal aus nächster Nähe vom Zodiac
beim Abtauchen beobachten. Auf der ganzen Reise begeneten uns viel Blau- und
Buckelwale, Robben, Seelöwen, Seeleoparden und viele Vögel.
Am Nachmittag ging es weiter zur Paradis Bucht, wo wir mit einem Zodiac mitten durch treibende Gletscher fuhren und kurz einen Fuss auf das Festland setzen
konnten. Wir waren auf dem Kontinent “Antarktika” angekommen.
Auf der Fildes-Halbinsel liegen die chilenische Forschungsstation „Presidente Eduardo Frei“ und die russische Forschungsstation „Bellingshausen“ unmittelbar
nebeneinander – nur ein Bach trennt beide Bereiche voneinander.
In der chilenischen Forschungsstation, die vom Militär betrieben wird, leben nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Versorgungspersonal, zum Teil in
Begleitung der Familienangehörigen. Das sind im Sommer etwa 80 bis 90 Personen, im Winter nur 30. 1984 wurde dort das erste von bislang sieben Kindern
geboren. Die Familien leben in Villa Las Estrellas, wo es auch eine Bank, ein Postamt, einen Laden, eine Kirche sowie eine Schule gibt.
Die Drake-Passage liegt hinter uns, wir sind jetzt im geschützten Wasser im Windschatten der ersten Inseln von Feuerland. Schon um 5 Uhr
morgens stehen einige von uns Passagieren an Deck, in der Hoffnung, doch noch etwas von dem zwanzig Seemeilen entferntem Kap Hoorn
zu sehen. Leider ist es zu diesig dazu.
Um 8.00 Uhr nehmen wir an der Lotsenstation Richmond Point am östlichen Eingang des Beaglekanals zwei Lotsen an Bord, die uns bis zum
Ende unserer Reise begleiten werden.
Eine Durchsage macht uns dann auf ein
Wrack im Beaglekanal aufmerksam. Die
Lotsen hatten die „Logos“ schon verlassen
und bei schlechter Sicht lief sie auf einen
Felsen auf. Das sogenannte „Bibelschiff“,
ausgestattet mit vielen Büchern und vielen
Bibeln, hatte die Aufgabe, allen Menschen,
auch die in den entlegensten Ecken der
Welt, mit Büchern zu versorgen.
Danach erreicht die MS Hamburg die Isla del Diablo, die Teufelsinsel, an der sich der Beaglekanal verzweigt. In der Vergangenheit war es eine teuflisch schwere
Entscheidung, auf welcher Seite die Insel zu passieren sei. Aber heute haben wir ja die Lotsen an Bord.
Jetzt beginnt die Gletscher-Parade. Im Rahmen des ersten Polarjahres 1882 war die französische Korvette „Romanche“ in diesen Gewässern unterwegs, die neben
Kartierungsarbeiten eine Sonnenfinsternis und den Venustransit beobachten sollte. An Bord waren Wissenschaftler aus vielen europäischen Ländern und nach ihren
Nationalitäten wurden die Gletscher benannt, die in den Beaglekanal mündeten. Wir passieren den Hollandgletscher, den Italiengletscher, den Spaniengletscher
und den Frankreichgletscher. Die Zunge des Deutschlandgletschers liegt weit hinten im Tal, aber das helle Schmelzwasser, das sich von ihm in den Beaglekanal
ergießt, unterscheidet sich deutlich vom Wasser des Kanals.
Wir haben den Eingang der Magellan-Straße erreicht und sehen eine breite Wasserstraße gesäumt von baumbestandenen Bergen. Auch den südlichsten
Punkt des amerikanischen Festlandes, das Kap Froward, passieren wir, dieses ist durch ein aufgestelltes weißes Kreuz markiert. Damit haben wir nun nicht
nur den südlichsten Punkt des südamerikanischen Festlandes erreicht, sondern auch den südlichsten Punkt der Magellanstraße, die von hier aus nach
Norden biegt. Links und rechts reihen sich Insel an Insel, mal kleiner, mal größer, mal flacher, mal höher. Das ganze Gebiet war vor 20.000 Jahren mit Eis
bedeckt, und die Gletscher haben mit ihrem Eis den Untergrund glatt gehobelt, ab und zu sieht man die eine oder andere hohe, schneebedeckte
Bergspitzen über den flacheren Inseln auftauchen.
Nach 13 Tagen ohne richtigen Landgang erreichten wir Puerto Mont. Mit einem Taxi machten wir einen Ausflug zum Vulcan Osorno, zum heute
noch Deutsch geprägten Frutillar und zu den Petrohue Wasserfällen. Mehr Bilder hier.
Weiter ging es nach Valdivia (Bilder hier) und schlussendlich nach Valparaiso, dem Endpunkt der Schiffreise.
Valparaiso (mehr Bilder hier) Alte Luzerner Trollys in Valparaiso Schräglifte in Valparaiso
Nach 3 Tagen in Valparaiso und Santiago de Chile ging es mit IBERIA über Madrid zurück in die Schweiz.
Eine eindrückliche, wunderschöne geht auch mal zu Ende.